Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) hat bedeutende Änderungen in den Anforderungen an das Risikomanagement von Banken im Hinblick auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) angekündigt. Ab Januar 2026 müssen Banken neue Vorschriften umsetzen, die sich insbesondere auf die Messung von Treibhausgasemissionen und die Entwicklung von Transitionsplänen zur Unterstützung einer klimaneutralen Wirtschaft konzentrieren. Diese Vorgaben bringen nicht nur eine Herausforderung, sondern auch die Möglichkeit mit sich, die eigene Rolle im Finanzsektor neu zu definieren.
Ein zentrales Element dieser neuen Anforderungen ist die Messung der Treibhausgase in den Kredit- und Wertpapierportfolios der Banken. Die EBA hat dazu den „Partnership for Carbon Accounting Financials“ (PCAF) Standard eingeführt, der als Maßstab für die Erfassung und Berichterstattung von Emissionen dient. Banken sind gefordert, ihre Portfolios hinsichtlich der Treibhausgasemissionen umfassend zu analysieren und die daraus resultierenden Risiken zu bewerten. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Kreditinstitute auf die Herausforderungen, die durch die gesetzlich geforderten Klimaziele entstehen, vorbereitet sind.
Ab dem 8. Januar 2025 wird die EBA spezifische Leitlinien für das Management von ESG-Risiken herausgeben. Diese Leitlinien werden die Anforderungen an das Risikomanagement erheblich erweitern und die Banken verpflichten, umfassende Daten zu erhoben und zu analysieren. Ein wesentlicher Aspekt dieser neuen Richtlinien ist die Erstellung von Transitionsplänen, die den Banken helfen sollen, ihre Strategien zur Anpassung an die klimaneutrale Wirtschaft zu entwickeln. Diese Pläne sind nicht nur eine Reaktion auf regulatorische Vorgaben, sondern auch eine Möglichkeit für Banken, sich aktiv an der Transformation der Wirtschaft zu beteiligen.
Die neuen Regelungen erfordern eine signifikante Anpassung der Dateninfrastruktur der Banken. Diese müssen nicht nur zusätzliche Daten erfassen, sondern auch ihre internen Prozesse anpassen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Dies umfasst unter anderem die Durchführung detaillierter Analysen zur Portfoliozusammensetzung, um Risikokonzentrationen zu identifizieren und Strategien zur Dekarbonisierung zu entwickeln. Zudem müssen Banken ihre IT-Systeme anpassen, um die benötigten Daten effektiv zu verwalten und zu verarbeiten.
Die EBA hat auch die Offenlegungspflichten für Banken verschärft. Große Institute müssen ihre Exposition gegenüber ESG-Risiken halbjährlich melden, während kleinere Banken dies jährlich tun. Diese Berichterstattung umfasst nicht nur die Risiken, die aus der Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen resultieren, sondern auch die physischen Risiken sowie die Transitionsrisiken, die durch den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft entstehen. Diese Transparenz soll dazu beitragen, das Vertrauen in den Finanzsektor zu stärken und den Dialog zwischen Banken und ihren Kunden zu fördern.
Für Banken bieten sich durch die neuen Anforderungen auch Chancen. Sie können ihre Rolle als Partner der Unternehmen in der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft stärken. Indem sie ihre Kunden bei der Identifikation und Bewertung ihrer eigenen Emissionen unterstützen, können Banken einen Mehrwert schaffen und gleichzeitig neue Geschäftsfelder erschließen. Dies könnte sich insbesondere in der sogenannten Transitionsfinanzierung niederschlagen, wo Banken Finanzierungen für Projekte anbieten, die auf die Reduzierung von Emissionen abzielen.
Die Herausforderung für Banken liegt darin, die neuen Anforderungen pragmatisch und effizient umzusetzen. Es ist entscheidend, dass die Daten, die erhoben werden, für die Kunden verständlich und einfach zugänglich sind. Viele der erforderlichen Informationen, wie Umsatzzahlen oder spezifische betriebliche Daten, sind in den meisten Unternehmen bereits vorhanden. Die Nutzung dieser Daten zur Berechnung der Treibhausgasemissionen kann den Banken helfen, den Prozess zu vereinfachen und gleichzeitig die Genauigkeit ihrer Berichterstattung zu erhöhen.
Insgesamt sind die neuen Vorgaben der EBA im Bereich ESG anspruchsvoll, aber sie bieten auch die Möglichkeit, den Finanzsektor zukunftsfähig zu gestalten und einen aktiven Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Durch die strategische Ausrichtung auf Nachhaltigkeit können Banken nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, indem sie sich als verantwortungsbewusste Akteure in der Gesellschaft positionieren.
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