Die Herausforderungen, die sich aus den gestiegenen Eigenkapitalanforderungen und den neuen Vorschriften im Kreditrisikostandardansatz ergeben, sind für Sparkassen und Regionalbanken erheblich. Banken, die sich darauf beschränken, ihre risikogewichteten Aktiva (RWA) lediglich zu melden, setzen die Basis einer stabilen Kapitalausstattung aufs Spiel. Um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden, müssen diese Institute proaktive Maßnahmen zur Steuerung ihrer RWA ergreifen.
Die Zinswende, die Mitte 2022 einsetzte, hat den Sparkassen und Regionalbanken etwas Spielraum gegeben. In den Jahren zuvor war der Niedrigzins ein Hindernis, das es schwer machte, Eigenmittel signifikant zu stärken. Hohe Kreditnachfrage führte dazu, dass der Fokus stark auf der Entwicklung der RWA lag. Mit dem Aufschwung positiver Zinsen konnten viele Banken in den letzten zwei Jahren ihre Kapitalreserven wieder aufstocken. Doch dieser Spielraum könnte nur von kurzer Dauer sein, da ab 2025 die verschärften Anforderungen gemäß der finalisierten CRR III in Kraft treten. Schätzungen zufolge könnte dies für deutsche Banken eine Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen um bis zu 8 Prozent nach Ende der Übergangsfristen im Jahr 2033 bedeuten.
Die neuen Herausforderungen im Kreditrisikostandardansatz beinhalten höhere Risikogewichte, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen und offenen Kreditlinien. Darüber hinaus bringt der interne Ratings basierte Ansatz (IRBA) einen neuen Output Floor mit sich, der eine Mindestkapitalisierung von 72,5 Prozent der nach dem KSA berechneten Anforderungen vorschreibt. Während größere Institute von der Möglichkeit profitieren könnten, den IRBA flexibel anzuwenden, haben kleinere Banken oft nicht die nötigen Ressourcen, um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten.
Vor diesem Hintergrund gewinnt eine effektive RWA-Steuerung erneut an Bedeutung. Sparkassen und Regionalbanken, die es schaffen, einen umfassenden Steuerungsansatz zu etablieren, können systematisch RWA-Freiräume schaffen und diese gewinnbringend nutzen. Hierbei können sie in drei Schritten pragmatisch vorgehen:
Schritt 1: Schaffung von Transparenz über RWA-Treiber
Der erste Schritt besteht in einer datenbasierten Bestandsaufnahme der RWA-Struktur. Mit der Einführung des neuen KSA sind Verschiebungen im RWA-Verbrauch zu erwarten. Banken müssen verstehen, in welchen Segmenten und Produktgruppen wie viel Eigenkapital gebunden ist. Eine detaillierte Analyse der RWA nach Portfolien wie Privatkunden, Firmenkunden oder Immobilienfinanzierungen ist entscheidend, um zentrale RWA-Treiber zu identifizieren. Diese Analyse sollte durch einen strukturierten Austausch mit den Fachabteilungen ergänzt werden, um Optimierungspotenziale im Kreditprozess und in der Datenpflege zu entdecken.
Schritt 2: Gezielte Maßnahmen zur RWA-Optimierung
Auf Basis dieser Analyse können konkrete Maßnahmen zur RWA-Optimierung abgeleitet werden. Hierbei spielen sowohl die Datenqualität als auch die Nutzung von Wahlrechten im KSA eine wichtige Rolle. Kurzfristig umsetzbare Hebel sind beispielsweise die Realkreditprivilegierung, die es erlaubt, Risikogewichte für Wohnimmobilien zu reduzieren. Zudem können nicht genutzte Kreditlinien durch eine gezielte Vergabepraxis überprüft und RWA freigesetzt werden. Auch die Nutzung externer Ratings zur Abdeckung von Unternehmensforderungen kann Potenziale zur RWA-Entlastung bieten.
Schritt 3: Strategische RWA-Steuerung
Der letzte Schritt fokussiert auf die Profitabilität der gebundenen RWA. Hierbei ist die Implementierung einer ganzheitlichen RWA-Steuerung entscheidend, die RWA-Budgetierung, -Pricing und -Reporting umfasst. Die Budgetierung sollte die Eigenkapitalplanung berücksichtigen und sicherstellen, dass die RWA-Belastung aus der Gesamtbanksicht betrachtet wird. Ein enger Austausch zwischen Steuerung, Vertrieb und Management ist für den Erfolg dieser Maßnahmen unerlässlich. Ein standardisiertes RWA-Reporting, das die Entwicklung der RWA verfolgt, schafft Transparenz und ermöglicht es dem Management, frühzeitig auf Abweichungen zu reagieren.
Insgesamt bedeutet eine strategische RWA-Steuerung für Sparkassen und Regionalbanken nicht nur, Engpasssituationen beim Eigenkapital zu vermeiden, sondern auch die Basis für nachhaltiges, profitables Wachstum zu legen. Angesichts der steigenden Eigenkapitalanforderungen ist es an der Zeit, die RWA-Optimierung aktiv anzugehen. Banken, die jetzt handeln, können sich
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